Diese Vorstellung ist gruselig. Corona hat alles kaputt gemacht: die Geschäfte, die Einnahmen, den Zusammenhalt. Kein Fest wurde mehr gefeiert seit fast einem Jahr. Nicht mit den Kolleg*innen und nicht mit den Kunden. Obwohl die Eichhörnchenbar doch für seine rauschende und ausgelassenen Feste bekannt war. Weiberfastnacht, der Sonntag nach dem Umzug und der Rosenmontag ließen quasi die Puppen tanzen.
Fred sitzt allein in seinem Wohnzimmer über der Bar. Natascha, Betty, Lilli und Sabrina sitzen über ganz Deutschland bzw. Europa verteilt bei ihren Familien und langweilen sich. Wehmütig denken sie an die Karnevalsfeste in der Eichhörnchenbar.
Aber es liegt auch eine bestimmte Spannung über ihnen. Alle erhielten gestern per Post ein Päckchen – mit der Aufschrift: erst öffnen am Donnerstag um 11.11 Uhr.
Es ist 11.11 Uhr.
Alle öffnen die Päckchen zeitgleich und finden als erstes einen Zettel, quasi eine Gebrauchsanweisung:
1. Bei Zoom anmelden – nach und nach schalten sich alle ein und sehen sich und Fred, der alles organsiert hat. Im Hintergrund läuft Musik: „Denn wenn et Trömmelche jeiht“ von den Räubern.
2. Stimmung kommt auf. Alle singen mit. Sie freuen sich auf das Wiedersehen.
3. Betty kramt im Päckchen und findet Klebchen. Schwupp-di-wupp hat sie den Kölner Dom auf ihrer Wange. Lilli schmückt sich mit einem Klebchen vom Hänneschen und Gretel. Natascha findet Luftschlangen und Sabrina sogar ein Hütchen und Tischfeuerwerk. Sie werden immer bunter und ausgelassener.
4. Als nächstes ziehen sie ein paar Kölsch und Berliner und Mutzenmandeln aus den Päckchen. Welch ein Fest! Fred hat doch an alles gedacht.
Die Stimmung wird ausgelassener, sie tauschen alte Geschichten von der Eichhörnchenbar aus von Olaf, der im Keller vergessen worden war, von Helmut, der immer nach dem Orgasmus weinte, von Emil, der am liebsten mit 2 oder sogar 3 Frauen auf dem Zimmer verschwand und eigentlich nur reden wollte, von Gerhard, der beschimpft und beleidigt werden wollte und von Detlef, der erst zufrieden war, wenn er sich mit allen Frauen amüsiert hatte – einer nach der anderen.
Zum Schluss tanzen sie sogar – jede allein vor dem Laptop und doch zusammen.
Dank der tollen Idee von Fred und dank Zoom konnten alle ein bisschen Karneval feiern.