Ein Glory Hole kennen wir spätestens seit dem beeindruckenden Film „Irina Palm“ mit der phantastischen Marianne Faithful in der besonderen Rolle einer „helfenden Oma“, die in der Not, für ihren Enkelsohn das Geld für eine Operation verdienen zu wollen, das Angebot einer Erotikbar annahm.
Dort frönen Männer einer wenig bekannten Vorliebe: Sie stecken ihren Penis durch ein Loch in einer Wand, hinter der eine Frau sitzt und eine Handentspannung durchführt.
Im Film sind die Kunden von Irina so begeistert, dass sich täglich eine Schlange vor ihrem „Glory Hole“ bildet und schnell hat sie das benötigte Geld zusammen.
Natürlich begegnet sie den üblichen Ressentiments, Stigmata und Diskriminierungen. Selbst ihr Sohn will das Geld für die Operation seiner Sohnes zunächst nicht akzeptieren, weil es „schmutziges Geld“ sei.
Ein grandioser Film und so aktuell wie 2007, als er in die Kinos kam.
Das Glory Hole hat es allerdings nicht so ganz in die deutsche Sexlandschaft geschafft. Interessierte müssen schon genau nach solch einem Angebot suchen. Ich kenne es aus einem Bordell in Regensburg. Nun wird es auch in Berlin angeboten.
Doch den Reiz kann man gut verstehen: Beide, der Kunde und die Sexarbeiterin, sehen sich nicht und sprechen nicht miteinander. Es liegt ein gewisses Geheimnis über ihrem „Zusammentreffen“. Auf jeden Fall wird eine knisternde Spannung aufgebaut:
- Ist die Hand sanft?
- Kann sie auch kräftiger zupacken?
- Spielt Öl oder Gleitgel eine Rolle?
Die Sexdienstleister*in fragt sich vielleicht:
- Wie fühlt sich der Penis an?
- Ist er klein oder groß, dick oder dünn, gerade oder krumm?
- Kommt er schnell?
- Kommt er wieder?
In Zeiten von Corona können alte und neue Gelüste und Spielarten wieder entdeckt werden. Wir Menschen haben die Chance, die eingetretenen Pfade zu verlassen und etwas Neues zu entdecken.