In der Eichhörnchen-Bar: was tun bei Corona?

In der Wohnungsküche über der Eichhörnchen-Bar sitzt Betty bei der gefühlten 10. Tasse Kaffee. Sie raucht pausenlos, stöhnt nach jedem Atemzug vernehmlich, als wolle sie sagen: oh wie furchtbar – oh wie furchtbar…..ich halte das alles nicht mehr aus!
Sie ist die Frühaufsteherin unter den verbliebenen Kolleginnen der Eichhörnchen-Bar. Klar, sie war auch schon mit ihren beiden Hunden Cicco und Susi draußen. Gassi gehen.
Lilli: „Puh, welch dicke Luft hier. Mensch Betty, Du musst auch mal das Fenster öffnen. Hätte ich das gewusst, wäre ich im Bett geblieben und hätte meine TV-Serie weitergeguckt. Gleich kommt auch Natascha, die macht sicher richtig Rabatz.“ Alle Fenster werden geöffnet und die schöne Frühlingsluft mit Vogelgezwitscher dringen herein.
„Umso länger die Corona-Krise andauert, um so mehr lasse ich mich gehen“ Natascha trottet herein, mit Schlafanzug und Bademantel, aber sichtbar gut gelaunt und kein bisschen missmutig wegen der verqualmten Küche.

„Ich habe einen Plan. Lasst uns doch mal all unsere Ideen zusammenwerfen, kreativ sein, Pläne schmieden. Was wollten wir schon immer machen? Was ist liegen geblieben? Wie können wir uns auf die Zeit nach Corona einstellen? Was wollen wir nach Corona machen?“ Natascha ist voller Elan. Doch sie weiß, dass die beiden anderen ihr nicht so schnell folgen werden. Das braucht Zeit und Geduld.

„Typisch, Du schläfst bis Mittags, machst dann Dein Yoga und bist quietsch fidel. Ich habe schon einen halben Tag hinter mir. Und ich habe übrigens auch schon für unser Abendessen eingekauft. Es gibt Kartoffeln mit grüner Sauce. Hmmm – mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.“ kontert Betty. Sie hat ihren eigenen Rhythmus, ist schon ein bisschen älter, erfahrener und lässt sich nicht so gern auf Neues und erst recht nicht auf Spontanes ein. „Mir fehlt meine Familie in Bulgarien. Sie ist doch auf mich angewiesen. Und jetzt kann ich ihnen kein Geld schicken. Klar, meine Kinder sind schon groß, aber sie brauchen mich immer noch. Das Leben ist nicht einfach dort. Scheiß Welt, überall Ungerechtigkeit. Was haben wir von Europa, wenn wir arm bleiben?“

Lilli steigt in das Lamento ein und ein Tränchen kullert ihr schon über die Wange: „Meine Familie in Ungarn hält es dort kaum noch aus. Nicht nur dass sie unendlich viel arbeiten müssen für einen kleinen Lohn. Sondern sie machen sich auch Sorgen wegen Orban, seinem Rechtsruck und seiner konservativen Politik. Jetzt hat er auch noch das Parlament ausgehebelt. Und ich sitze hier und kann ihnen nicht helfen. „Hätte ich sie doch zu mir geholt.“ Beide trösten Lilli und reden ihr gut zu. So langsam weicht die Traurigkeit.

„Ja, lasst uns Pläne schmieden. An schönere Zeiten denken. Wenn Corona vorbei ist und die Einhörnchen-Bar wieder auf macht, werde ich 7 Tage die Woche arbeiten, mich richtig anstrengen, extra Werbung machen und dann fahre ich zu meiner Familie nach Bulgarien und lade sie zu einem Urlaub ans Schwarzen Meer ein. Sonne pur, ein Luxus-Hotel und jeden Tag das beste Essen.“ phantasiert Betty. Sie liebt es, ihr Geld für Urlaubsreisen auszugeben und hat schon die ganze Welt gesehen. „Gäbe es doch schon einen Impfstoff gegen Conona. So langsam wird mir auch langweilig – ich will wieder arbeiten. Ich brauche den Kontakt zu meinen Kunden, nicht nur das Geld, es bereitet mir auch meist viel Freude: Hautkontakt, sich nahe sein, sich echt fühlen und genießen! Von meinen Kunden habe ich auch schon viel gelernt. Nicht nur die deutsche Sprache““

Natascha lässt sich von dem Elan anstecken: „Zunächst sollten wir alle die Zeit und Ruhe nutzen und endlich mal unsere Steuererklärungen machen. Ich habe sie für 2018 allein hingekriegt und würde Euch sogar dabei helfen!“

Lilli kann es kaum glauben. Bisher hatte Natascha nur die Augen verdreht, wollte nichts davon hören und hatte sie sogar an einen Steuerberater verwiesen. Aber jetzt zu Dritt die Unterlagen sortieren, die Aufstellungen machen und die Formulare der Einkommensteuererklärung über Elster eingeben, das war doch mal was. Zu Dritt würde es sicher auch mehr Freude machen als allein. „Und wenn wir damit fertig sind, hole ich meine Kamera und wir machen tolle Fotos zunächst von uns Einzeln und dann zu Dritt, für unser Setkarten und die Homepage der Eichhörnchen-Bar. Wir können uns richtig viel Zeit dabei lassen, uns toll schminken und unterschiedliche Outfits ausprobieren. Fred lässt uns sicher die Foto-Session in den Räumen der Bar machen.“

Natascha und Betty sind begeistert: „Super Idee. Damit fangen wir an. Und zwar sofort. Lasst uns runtergehen. Wir schauen uns die Räumen der Eichhörnchen-Bar schon mal an, machen ein paar Schnappschüsse, posen und stibitzen uns aus dem Vorrat eine Flasche Champagner.“

Untätigkeit während der Corona-Krise ist tödlich. Die Zeit muss genutzt werden!

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