Corona – Doppelmoral auch in der Krise

Bundesfamilienministerium und Senat von Berlin fragen nach:
können von Gewalt betroffene Frauen vorübergehend in geschlossenen Bordellen untergebracht werden, weil es zu vermehrter häuslicher Gewalt wegen der Verpflichtung zuhause zu bleiben kommt und die Frauenhäuser schon vor Corona hoffnungslos überfüllt waren?

Ein Rundruf unter unseren Mitgliedern deutschlandweit ergibt, alle wollen helfen, das gebiete die Situation der Stunde, Solidarität sei selbstverständlich, Geldforderungen wurden nicht genannt.

Bundesfamilienministerium und Senat von Berlin lehnen das Angebot der BSD-Mitglieder dann ab. Es gäbe eine andere Lösung!

Und wieder ist es die Moral. Denn nur die steht hinter der Ablehnung. Für Hotelunterbringungen der Frauen in Not wurden vorher ungeheure Summen verlangt. Für ein Zimmer mit Bett, ohne Küche – geschweige denn eine „Betreuung“ oder darüber hinaus erforderliche Versorgung.

In den Bordellen hätten super Bedingungen bestanden: kleine, private Wohneinheiten, anonym, nicht zu erkennen – also sicher, mit Küchen neben Bad und Toilette und der Bereitschaft von BordellbetreiberInnen, für die Frauen auch Ansprechpartnerin zu sein und sich ihr Leid anzuhören. Denn darin sind BordellbetreiberInnen klasse und geübt: in den Küchen sitzen bei normalem Betrieb die Sexarbeiter*innen oft stundenlang und plaudern über alles mögliche, tauschen Professionalisierungstipps aus und offenbaren ihre eigenen privaten Nöten. Die fangen an bei ungenügendem Verdienst, von Lustlosigkeit an dem Job, dem Ärger mit dem Ehemann/Partner, dem Wunsch des Kindes nach einem besonderen Geschenk, der Sorge um die Familien im Heimatland, Heimweh, einer neuen Liebe, der Not mit der deutschen Sprache und anderen Kultur, etc.
Da gibt es dann keine Verurteilungen oder Unverständlich, sondern Anteilnahme und Mitfühlen.

Ideale Voraussetzungen für eine Frau in Not.

Wir wünschen den Frauen in Not jetzt und auch später eine gute Unterkunft, adäquate Unterstützung und viel Kraft für die Bewältigung der schwierigen Lage.

In Deutschland versucht durchschnittlich jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Laut Zahlen des Bundeskriminalamtes starben dabei im Jahre 2018 122 Frauen, dazu kommen Tausende Fälle von Vergewaltigung, Körperverletzung, Stalking und sexuelle Nötigung. Angezeigt wurden 2018 fast 140.000 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft.
Und in Zeiten von Corona und der häuslichen Enge und den Ausgeheinschränkungen nimmt die häusliche Gewalt extrem zu. Das wurde schon längst beklagt in China, Italien und Spanien.

AktuellesCorona – Doppelmoral auch in der Krise