EMMA und ihre Redakteurin Chantal Louis entlarven sich mal wieder selbst.
In ihrem Artikel greift sie u. a. den Geschäftsführer des Pascha in Köln an: „Armin Lobscheid hat jetzt übrigens Kurzarbeitergeld beantragt. Schließlich geht ihm gerade eine Menge Geld verloren, allein durch die Mieten für 140 Zimmer fehlen monatlich rund 672.000 Euro Umsatz in der Pascha-Kasse. Das Geld ist allerdings nicht für die Frauen, denn die seien ja schließlich „selbstständig“. Lobscheid will mit dem Zuschuss aus dem Corona-Milliardentopf ausschließlich seine 70 Festangestellten bezahlen: Hausmeister, Friseur, Security, was ein Bordell eben so braucht.“
Heißt es nicht: Gleiches Recht für Alle?
Das Pascha hat wie alle anderen Wirtschaftsunternehmen in den letzten Jahren Steuern gezahlt, sogar mehr als alle anderen, weil in Köln zusätzlich eine „Vergnügungssteuer“ verlangt wird. Die Steuern (und Sozialabgaben), gezahlt von BordellbetreiberInnen und Sexarbeiter*innen, stehen jetzt natürlich auch allen anderen zur Verfügung: der Supermarktkassiererin, der Kranken- und Altenpflegerin, Adidas, Lufthansa und den Solo-Selbstständigen. Warum sollte das Pascha und alle anderen Bordelle in der jetzigen Corona-Krise nicht auch staatliche Unterstützung erhalten?
Und die stehen natürlich auch den Sexarbeiter*innen zu. Nicht nur den selbstständigen Journalist*innen, wie Chantal Louis, sondern auch Emma, Biggi, Natascha, Paula, Johanna, Nicole, Mimmi, Simone, Melitta, Lilly und Frank, Martin und Andreii – egal in welchem Land sie geboren sind. Wir helfen ihnen bei den Anträgen und mit Informationen.
Durchs Raster der staatlichen Systeme fallen allerdings die, die nicht in Deutschland
angemeldet sind, keine Steuern zahlen und immer schon nur das Existenzminimum verdienten. Die, wofür sich angeblich sisters und Co einsetzen. Jetzt könnten sie Solidarität beweisen und diese Frauen unterstützen, indem sie ihre eigenen Portemonnaies aufmachen und großzügig sind.
Solidarität haben übrigens die meisten Bordellbetriebe bereits bewiesen: Trotz staatlichem Schließungsverbot haben sie die Frauen weiterhin und kostenfrei wohnen lassen, wenn sie nicht mehr in ihre Heimatländer zurückreisen konnten. Sang- und klanglos und ohne große Presse.
Die Bundesfamilienministerin Frau Giffey hat dem übrigens schon zugestimmt und eine Ausnahmeregelung zu § 18 Abs. 2 Nr. 7 ProstSchG erlassen. Auch sang- und klanglos.
Und: Inzwischen gibt es mehrere „Töpfe“, von Sexarbeiter*innen geschaffen für Sexarbeiter*innen in Not.
Da könnten Sie, Chantal Louis (und ihre Mitstreiter*innen) ja mal eine Spende rüberreichen. Z. B. vom besd: https://berufsverband-sexarbeit.de/index.php/besdnotfallfonds/
Aber Chantal Louis bleibt bei ihren ewig gestrigen Behauptungen, wozu sie nach wie vor keine Belege liefern kann:
„Jetzt wird klar: Kaum eine der Frauen in der Prostitution arbeitet ohne Zuhälter.“
Komisch – ich kenne kaum eine. Die meisten Frauen arbeiten für sich selbst, aber natürlich auch für ihre Familien und Freunde. Ihnen ist eine finanzielle Unterstützung hier selbstverständlich. Für sie heißt es nicht: erst mal komme ich, ein schickes Kleid, einen Brilli und das schöne Hotel bei einer Reise, sondern es geht um das nackte Überleben der Familie in der Heimat. Das versteht eine bürgerliche, intellektuelle Deutsche nicht. Oder setzen sich die ProstitutionsgegnerInnen etwa für eine gerechte Welt und eine gerechte Verteilung der Ressourcen ein und für gleichberechtigte Verhältnisse in Europa und der Welt ein? Dafür müssten sie mal über den Tellerrand schauen, Strukturen erkennen und nicht immer ausschließlich die „Armen Frauen“ in den Fokus stellen, sie als Opfer mißbrauchen – mit dem Schrei nach einem Sexkaufverbot ist nämlich gerade diesen Frauen nicht geholfen. Sie brauchen eine Alternative zu Hunger, Obdachlosigkeit, fehlender Krankenversicherung, etc. Und zwar JETZT.
UND: Rechten und Respekt!
Wir haben übrigens schon immer einen Mindestlohn gefordert, natürlich auch Professionalisierung, leichtere Zugänge in die Staatlichen Sozialversicherungssysteme und sogar eine Aufnahme in die Künstler Sozialkasse. Aber davon wollten die Verantwortlichen in unserer Gesellschaft nichts hören.
Veränderung der Strukturen: NEIN. Steuern: JA.
Vielleicht werden wir durch die Corona-Krise klüger und nutzen zumindest die Zeit der Ruhe für neue, kluge Ideen, für eine Veränderung der staatlichen Strukturen, auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen und für mehr Gerechtigkeit, anstelle von noch mehr Kapitalismus und Polarisierung.
Aber erst mal geht es um das nackte Überleben in den Zeiten von Corona. Bleibt alles gesund und munter.
zum entlarvenden Emma-Artikel: https://www.emma.de/artikel/die-chance-zum-ausstieg-337619?fbclid=IwAR3yRVL7hflm5x7lbbd25YWDm2W2Jg_zKhhi45dcOp7JBKMakhWTfNryWgw