UglyMugs NL – was soll das?

UglyMugs NL – was soll das?

Im Rahmen unserer Kampagne gegen die verschärfte Freierbestrafung beschäftigen wir uns erneut und detailliert mit KUNDEN, also Frauen und Männern, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Die einen sagen:
Kunden sind eklig, alt, frech, gewalttätig, übergriffig, verachtend, herablassend und beachten keine Absprachen.

Wir sagen:
Kunden sind in der Mehrzahl respektvoll, fürsorglich, sauber, benötigen unsere Dienstleistungen und sichern unseren Lebensunterhalt.

Die meisten Sexarbeiter*innen stimmen unserer Aussage aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen zu.

Aber natürlich gibt es auch die Negativbeispiele. Dafür griffen in Holland die NGO`s Soa Aids und Proud eine Initiative aus England auf und richteten mit finanzieller Unterstützung des Niederländischen Justizministeriums die Plattform UglyMugs NL ein.

  • Hier können Sexarbeiter*innen, die sich vorher registrieren müssen, informieren, ob ihr Kunden vorher schon mal negativ aufgefallen ist. Dann besuchen sie ihn natürlich nicht.
  • Hier bekommen Sexarbeiter*innen aber auch Unterstützung nach einer negativen Erfahrungen mit einem Kunden und werden ggf. begleitet zum Arzt, zur Polizei und in einem möglichen Gerichtsprozess.

Es bleibt abzuwarten, ob die Plattform unter Sexarbeiter*innen bekannt gemacht wird und ob diese sie dann im täglichen Geschäft nutzen und ebenfalls auf die Hilfe zurückgreifen. Dafür ist sicher erforderlich, dass die Plattform – in Streetwork – und mit Aufklebern und Broschüren bekannt gemacht werden wird.

Presse hierzu:
Unternehmen-heute: Brennpunkte-Website in den Niederlanden zum Schutz vor gewalttätigen Freiern gestartet
(Anmerkung: Vorsicht vor den Zahlen: die Studie wurde falsch zitiert.)

Interview beim WDR Cosmo: Sexarbeit-Plattform soll Frauen besser schützen

Wo sind unsere Kunden?

Wo sind unsere Kunden?

Auch den Kunden reicht es.

Sie fordern eine Öffnung der Bordelle.
Sie werden laut.
Sie werden aktiv.
Sie sind keineswegs nur an ihrer Anonymität interessiert.
Sie wollen sich engagieren.

Z. B. ist zu lesen in einem Freier-Forum:

„Hallo liebe Mitfranken,

mir reicht es. Bin total sauer. Bin im Kontakt mit nem Rechtsanwalt, um vor dem VGH folgendes zu klären:

(mehr …)

Kunden – 1,2 Millionen Freier täglich

Zahlen sind Schall und Rauch.

“Zahlen sind Schall und Rauch.”, “Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.” … heißt es hier und da.

Wie die Zahl der angeblich 400.000 Sexarbeiter*innen, die in Deutschland tätig sein sollen, wird auch immer wieder die Zahl von 1,2 Millionen Kunden genannt, die täglich zu Sexarbeiter*innen gehen? Auch diese Zahl ist konstant und wird permanent wiederholt – seit 1988 – ohne sie zu hinterfragen.

Basierend auf die von EMMA 1986 in die Welt gesetzte Zahl von angeblich 400.000 Sexarbeiter*innen in Deutschland errechnete die Prostituiertenberatungsstelle HYDRA aus Berlin in ihrem HYDRA-Nachtexpress, Zeitung für Bar, Bordell und Bordstein, Berlin, 1988:
“In der Bundesrepublik arbeiten nach Schätzungen zirka 400.000 Prostituierte. Geht man davon aus, dass
jede Frau pro Tag 3 Kunden hat, heißt das, dass täglich 1,2 Millionen Männer Prostituierte aufsuchen. Diese Zahl kann man natürlich nicht mit 365 Kalendertagen pro Jahr hochrechnen (Feiertage und Urlaub sind zu berücksichtigen, manch eine Frau arbeitet nur wenige Tage im Jahr, und Doppelzählungen der Kunden sollen auch vermieden werden), aber sie mit 10 Tagen zu multiplizieren, scheint uns als Minimalansatz realistisch. Demnach gibt es in der Bundesrepublik:
1,2 Millionen Freier x 10 Tage = 12 Millionen Freier.”

Weiter wird dann gerechnet: “Knapp 60 Millionen Einwohner leben zur Zeit (1988) in der Bundesrepublik, und schätzungsweise die Hälfte davon sind Männer, das heißt, knapp 30 Millionen Männer, wovon sich zirka 16 Millionen Männer derzeit im geschlechtsaktiven Alter (Kinder und alte Menschen ausgeschlossen) befinden. Stellen wir diese beiden Zahlen – 12 Millionen Freier und 16 Millionen Männer im geschlechtsaktiven Alter – gegenüber, so müssen wir sagen, dass es sich bei 3 von 4 Männern um Freier handelt (unberücksichtigt bleiben bei diesem Zahlenbeispiel die Schwulen).”

Seit 1988 geistert auch diese Zahl durch sämtliche Medien, Studien, Vorträge und Gesetzesbegründungen – trotz Wiedervereinigung und EU-Osterweiterung. Das Deutschland von 1988 gibt es nicht mehr … aber die Zahlen werden wiederholt, wiederholt und wiederholt … und werden doch nicht wahr!

Im Gegensatz zu der erfundenen Zahl von 400.000 Sexarbeiter*innen wollte HYDRA mit dem Rechenbeispiel deutlich machen, dass im Grunde genommen jeder Mann Kunde einer Sexarbeiter*in sein könnte. Bei allen Diskussionen solle auch er gehört werden. Er solle sich in die politische Diskussion um Rechte für Sexarbeiter*innen einschalten und für die Rechte von Sexarbeiter*innen kämpfen, um so auch gegen seine eigene Diskriminierung und Stigmatisierung anzutreten. Und erst recht müssten sich jede gesundheitliche Aufklärungsarbeit, Pflichtuntersuchungen und jede staatliche Überwachung nicht nur an Sexarbeiter*innen richten, sondern auch an Männer – und dann gleich an alle Männer – zu ihrem eigenen Schutz!

07. 04. 2020 – Panorama: Corona ganz unten

Der Fernsehbeitrag beschäftigt sich mit der Situation von Straßen-Sexarbeiter*innen in Berlin und Obdachlosen in Hamburg und ihren Problemen in Corona-Zeiten:

„Die Corona-Krise offenbart eine stillschweigende Grenze in Deutschland. Es sind die Schwachen, die das Virus schon jetzt härter trifft als den Durchschnitt.“

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/Corona-ganz-unten,panorama9368.html

Unsere Forderungen für Sexarbeiter*innen in Not: mehr dazu unter Aktuelles

Herzlich Willkommen beim BSD

Herzlich Willkommen beim BSD

Viele fragen sich: was ist der BSD? Wer ist der BSD? Wofür steht der BSD?

BSD ist die Abkürzung für Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen. Er ist ein eingetragener Verein, der gegründet wurde am 25. 03. 2002, also kurz nach dem Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes (ProstG) am 01. Jan. 2002.

Er wurde von 8 InhaberInnen bordellartiger Betriebe und selbständigen Prostituierten in Berlin gegründet und tritt ähnlich den Zusammenschlüssen in anderen Branchen (z. B. die der Anwälte, von Taxiunternehmen, Hotels oder der Stromwirtschaft) für die Interessen seiner Mitglieder ein. Die sind BordellbetreiberInnen, Sexarbeiter*innen und Fördermitglieder.

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Schlagwort: Kunden