Studie der DAH: Bedarfe von Menschen in der Sexarbeit

Am 10. April 2024 stellte die Deutsche Aidshilfe die von Eleonore Willems über 2 Jahre durchgeführte Studie in Berlin einem breitem, interessierten Publikum aus Politik, Verwaltung, Forschung aber auch NGO`s/Interessenvertretung vor.

Das bemerkenswerte an der Studie ist ihr partizipativer, qualitativer Ansatz: in sog. Peer- oder Fokusgruppen konnten Sexarbeiter*innen (drogengebrauchende, auf der Straße arbeitend, transsexuelle, schwarze, thailändische Sexarbeiter*innen und Escort) von ihrer Arbeit, den Herausforderungen, Bedarfen und daraus resultierenden Forderungen berichten und sich austauschen.

Es galt: redet mit uns!

Sexarbeiter*innen wurden ernst genommen als die Expert*innen ihrer Arbeits- und Lebenssituation.

Vier Kernprobleme wurden lt. Studie „identifiziert:

  1. Gewalterfahrungen und Angst vor Gewalt,
  2. finanzielle Not,
  3. psychische Belastungen, oft in Zusammenhang mit Stigmatisierung,
  4. fehlende Legalität und die Angst vor Strafverfolgung, etwa aufgrund von Sperrbezirken oder bei fehlender Anmeldung nach dem Prostituiertenschutzgesetz, bei Menschen ohne Aufenthaltspapiere die Angst vor Abschiebung.

Diese Probleme können Sexarbeiter*innen am aktiven Schutz ihrer Gesundheit hindern. So kann es Menschen in Not schwerfallen, auf dem Gebrauch von Kondomen zu bestehen – während Kunden immer häufiger auf Verzicht drängen.“

Neben vielen gesundheitlichen Aspekten zeigte die Studie deutlich, dass jede Form von Arbeit unter nicht legalen Bedingungen Sexarbeiter*innen in unsichtbare und unsichere Bereiche verdrängt. So sind sie größeren Gefahrenausgesetzt und für Prävention und Hilfeangebote nicht mehr erreichbar.

Als Forderungen wurden hieraus formuliert:

  • die Abschaffung aller Sperrgebiete
  • und der Ausbau von Sozialarbeit und Beratung sowie das Schaffen von Räumen für den Austausch untereinander (Empowerment).

Die sehr interessante Studie ist zu lesen auf der Webseite der DAH.

Wenn sich die Studie auch in erster Linie um die Fragen der sexuellen (und sonstigen) Gesundheit dreht, so liefert sie doch auch wertvolle Argumente für eine Gleichstellung von Sexarbeiter*innen mit anderen Erwerbstätigen und Rechten und Respekt für die gesamte Sexarbeits-Branche – und damit gegen die Einführung eines sog. Nordischen Modells.

Die Studie wurde finanziert vom Bundesgesundheitsministerium. Es bleibt abzuwarten, wie dies mit den vielen offenen Fragen und Forderungen umgehen wird.

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