Demonstration vor dem Bundesrat, denn es treffen sich heute letztmalig vor der Sommerpause alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer.
„Öffnet der Bordelle JETZT“
Geschlossen – vergessen – verkannt
Ca. 100 Sexarbeiter*innen, Kunden, BordellbetreiberInnen und Freunde waren angereist aus Hamburg und München, um uns Berliner*innen bei der Demonstration zu unterstützen. Es war eine gelungene Kooperation mit dem BesD. Wir sagen DANKE an Alle.
Für die Öffnung der Bordelle werden wir weiterhin auf die Straße gehen und kämpfen!
Appell:
Sehr geehrte Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer und Mitglieder des Bundesrates,
wir demonstrieren heute vor dem Bundesrat und fordern Sie auf, – gemeinsam mit dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e. V. (besd) -, endlich auch der Prostitutionsbranche eine Zukunfts-Perspektive zu bieten.
In Deutschland werden nach und nach fast alle Betriebe nach dem Corona-Lockdown wieder geöffnet: Frisöre, Massagen, Kosmetik, Tantra-, Fitness-,Tattoo-Studios, Gastronomie und Hotellerie, Saunen, Veranstaltungen mit mehr als 50/100/300 Personen und sogar Kontaktsportarten, wie Judo, Boxen, Ringen, etc.
Die Prostitutionsstätten scheint die Politik vergessen zu haben seit deren Schließung Mitte März. Erlaubt sind dagegen in vielen Bundesländern die Haus- und Hotelbesuche, der Straßenstrich und die Sexarbeit im privaten Bereich. Das hat zur Folge, dass Sexarbeiter*innen immer mehr hierhin „abwandern“ oder gleich in die Schweiz, Belgien, Tschechien, Österreich und die Niederlande, die mit knappen Hygienekonzepten Prostitution insgesamt wieder erlaubt haben. Die Polizei und die Landeskriminalämter sprechen hier von einer neuen strukturellen Entwicklung, zu denen weder sie noch Fachberatungsstellen noch Gesundheitsämter Zugang haben.
Wieso in Deutschland die Bordelle nicht endlich geöffnet werden, ist nicht verständlich. Bordelle bzw. Prostitutionsstätten unterliegen nach dem ProstituiertenSchutzGesetz vielfältigen Kontrollen, mussten ihre „Zuverlässigkeit“ nachweisen und haben umfangreiche Dokumentationspflichten. Wieso sie da nicht in der Lage sein sollten, die Corona-Dokumentationspflichten zu erfüllen, kann nur ein vorgeschobenes Argument sein. Wie auch der Vorwurf, in einem Bordell seien die Corona-Schutzmaßnahmen nicht umzusetzen.
Diese klischeehaften Vorwürfe sind moralisch geprägt und entbehren jeder Logik und allen Erfahrungen.
Sexarbeit findet in der Regel in einem 1 : 1 Kontakt zwischen einer Sexarbeiter*in und einem Kunden statt. Bilder von Orgien, Ansammlungen von vielen, schwitzenden, nackten Menschen über einen langen Zeitraum, in geschlossenen und nicht zu belüftenden Räumen entstammen der Phantasie Einzelner und entsprechen nicht den Realitäten in den vielfältigen Prostitutionsstätten, die nicht über einen Kamm geschoren werden können.
- Bordelle bieten den Sexarbeiter*innen ein geschütztes, hygienisches Arbeitsumfeld. Hier können sie selbstständig ihre sexuellen Dienstleistungen anbieten und stehen jederzeit im kollegialen Austausch.
- Bordelle sind transparent und erhalten regelmäßig Besuche von der Polizei, den Ordnungsämtern und den Gesundheitsämtern und bieten diesen die Gelegenheit, Vertrauen zu den Sexarbeiter*innen aufzubauen und ihre Angebote zu unterbreiten.
- Bordelle bieten auch den Kunden einen angenehmen Rahmen, gefahrlos ihrer Lust und ihren Bedürfnissen nachzugehen.
- Bordelle und Sexarbeiter*innen tragen bei zu den staatlichen und kommunalen Steuereinnahmen.
Sehr geehrte Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten und Mitglieder des Bundesrates:
Greifen Sie zurück auf unser 3-stufiges Hygienekonzept und unsere detaillierten Beschreibungen der einzelnen Abläufe in den verschiedenen Prostitutionssegmenten und öffnen Sie die Bordelle: JETZT!
Meldung des BesD: Protest vor dem Bundesrat am 03. Juli: Sexarbeiter*innen und Bordellbetreiber*innen fordern ein Ende des Berufsverbots
Pressespiegel zur Aktion