Prostitution lässt sich nicht verbieten!
Schämt Euch!
Die Forderung der Frauen-Union der CDU ist nicht neu – quasi haben sie das Positionspapier „Prostituierte schützen – Zwangsprostitution bekämpfen – Ausstiegsangebote stärken“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Deutschen Bundestag vom 09. Februar 2021 übernommen ( https://bsd-ev.info/am-aschermittwoch-ist-alles-vorbei/ ). Sie könnten heute beim Bundesdelegiertentag entscheiden: „Wir wollen konkrete Schritte für einen besseren Schutz von Prostituierten vor Ausbeutung und Gewalt. Dazu gehören für uns vor allem attraktive Ausstiegsprogramme und perspektivisch ein Sexkaufverbot.“
Diese Forderung ist moralisch, konservativ, menschen- und frauenverachtend und verletzt die Rechte von Sexarbeiter*innen in diesem Land. Das Wording der begleitenden Berichterstattung unterstreicht dies: aggressiv, dramatisch, brutal, radikal, säbelrasselnd – nicht praxisbezogen, ohne Kompromisse.
Gegen das Recht von überwiegend Frauen (aber auch von Männern und Trans-Personen), selbst entscheiden zu dürfen, was sie mit ihrem Körper, mit ihrem Geist und ihrer Seele machen und womit sie ihr Geld verdienen und damit ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien sicherstellen.
Die Zeit der Diskriminierung und Paternalisierung ist vorbei: wir entscheiden, was für uns „erniedrigend, demütigend und entwürdigend“ ist. Das ist: Eure Verachtung und Eure Ignoranz als Politikerinnen!
Die Erfahrungen aus den Ländern, in denen das sog. Nordische oder Schwedische Modell besteht, zeigen, wer den Preis dieser Gesetze zahlt: Sexarbeiter*innen, Kunden, Bordellbetreiber*innen und die Gesellschaft. Während der Corona-Pandemie mit der Schließung aller Bordelle und dem Verbot der Prostitution wurden die Konsequenzen auch in Deutschland sichtbar: Sexarbeiter*innen fielen zum großen Teil durch alle Raster des Sozialsystems. Sie mussten weiterhin der Prostitution nachgehen, wenn sie nicht verhungern wollten – aber ohne den Schutz der Bordelle und ohne kollegiale Kontakte und Unterstützung. Sie arbeiteten in privaten Räumen, auf der Straße und im Hotel und waren vielfältig Gewalt, Ausbeutung, Abhängigkeit und Kriminalität ausgesetzt.
Alle Erfahrungen zeigen:
Prostitution lässt sich nicht verbieten!
Sie ist Teil unserer Gesellschaft und muss anderen Erwerbstätigkeiten gleichgestellt werden.
Auf der Basis von Menschen- und Grundrechten braucht Sexarbeit einen geregelten, gesetzlichen Rahmen, der Gleichberechtigung mit anderen Branchen voraussetzt, eine Wertschätzung der sexuellen Dienstleistungen beinhaltet, die Einbindung in die Sozialsysteme garantiert und ein stärkeres Engagement für Professionalisierung zeigt.
Warum streitet Ihr Frauen von der Frauen-Union nicht mit uns für ein realistisches Image der Sexarbeit, für unsere Rechte und für Lösungen für die einzelnen Missstände?