26. 08. 2020: Wovon träumen Sie nachts, Herr Bürgermeister Tschentscher und Frau Sozialsenatorin Leonhard?
Wir sind wütend….ärgerlich….
Seit Monaten sind die Bordelle geschlossen – während es nach und nach in fast allen anderen Branchen zu Lockerungen kam. Selbst Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen sind wieder erlaubt.
Eine Öffnung der Bordelle in Hamburg zum 01. September haben Sie gestern ausgeschlossen. Warum?
- Schon Anfang Mai haben wir Ihnen ein Corona-Hygienekonzept vorgelegt – neben umfangreichen Papieren, die die Abläufe in den verschiedenen Prostitutionsstätten detailliert beschreiben.
- Sexarbeiter*innen sind Expert*innen in Sache Gesundheit – das haben wir in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Aus den Nachbarländern Holland, Belgien, Schweiz, Österreich und Tschechien liegen positive Meldungen vor: es kam zu keinen Infektionen in Bordellen.
- In allen Bordellen kann ein 1 : 1 Kontakt zwischen einem (1) Kunden und einer (1) Sexarbeiter*in sichergestellt werden. Sexarbeit ist kein Ereignis von vielen Menschen gleichzeitig, die sich über Stunden in geschlossenen Räumen aktiv bewegen!
- Sexarbeit außerhalb der Bordelle nimmt zu – die Sexarbeiter*innen setzen sich einem unnötigen Gefahrenrisiko aus. Hier liegen Ihnen eindeutige Forderungen der Fachberatungsstellen der Prostitution, der Gesundheitsämter und der Polizei vor!
- In Bordellen können Corona-Schutzmaßnahmen überprüft werden. Aus Bayern und Berlin liegen inzwischen Erkenntnisse vor, dass diese genauestens eingehalten werden. Auch geben die Kund*innen problemlos ihre Kontaktdaten an.
Sie halten uns seit Monaten hin. Verweigern Gespräche mit uns! Während Sie anderen Branchen den roten Teppich ausrollen. Sind wir weniger wert?
Dass Sie mit „den Nachbarländern eine einheitliche Regelung anstreben, damit es zu keinen Ausweichbewegungen nach Schleswig-Holstein oder Niedersachsen komme“, halten wir für eine reine Schutzbehauptung. Denn nirgendwo ist es zu einer „Ausweichbewegung“ oder einem „Sex-Tourismus“ nach einer Öffnung der Bordelle gekommen, weder in Bayern nach der Öffnung der Bordelle in Österreich, noch in Nordrhein-Westfalen nach der Öffnung in Holland, noch von Brandenburg nach der Öffnung in Berlin.
Diese Behauptung ist reine Phantasie oder Träumerei. Die Wahrheit ist: wie auch in der Gastronomie gestaltet sich das Geschehen in den Bordellen nach der Öffnung eher schleppend. Kein Boom! Kein Run! Kein Lauf!
Und mit den anderen Bundesländern hätten Sie seit Monaten verhandeln und eine einheitliche Regelung finden können. Oder sieht die einheitliche Regelung „die Schließung“ vor?
Wenn Sie trotz fallender Infektionszahlen und einer weiterhin stabilen Lage in den Krankenhäusern und trotz der Erkenntnis, dass Infektionen von Urlaubern, Familienfesten und bestimmten Arbeitssituationen in Großfabriken ausgehen, die Bordelle nicht öffnen, müssen Sie von anderen Motiven geleitet sein. Welchen?
Wir vermissen einen fairen Umgang mit unserer Branche, Gleichberechtigung und Verhältnismäßigkeit.
Wollen Sie die Prostitution austrocknen? Verbieten? In den Ruin treiben?
Wir sind Steuerzahler*innen und Bürger*innen wie alle anderen auch!
Wir fordern die Öffnung der Bordelle – jetzt – in allen Bundesländern. Werden Sie endlich aktiv:
Herr Tschentscher,
Herr Bürgermeister Dr. Bovenschulte,
Herr Ministerpräsident Weil,
Herr Ministerpräsident Günther,
Frau Ministerpräsidentin Schwesig,
Herr Ministerpräsident Laschet,
Herr Ministerpräsidenten Woidke,
Herr Ministerpräsident Dr. Haseloff,
Herr Ministerpräsident Kretschmann,
Frau Ministerpräsidentin Dreyer,
Herr Ministerpräsident Bouffier.
Schauen Sie über den Tellerrand. Lernen Sie von unseren europäischen Nachbarländern und Bayern, Berlin, Thüringen, dem Saarland und Sachsen!